Vorwort: Aktuelles Zinsumfeld
Die Zinsen befanden sich bis 2021/2022 weltweit auf einem historischen Tiefststand. Was schlecht war für Sparer, die klassische Altersvorsorge und Banken, erfreute Schuldner und Kreditinteressenten. Die Notenbanken wirkten mit ihrer Geld- und Zinspolitik unmittelbar auf die Zinsen am Geldmarkt ein und beeinflussten sogar den (längerfristigen) Kapitalmarkt. Seit der weltweit grassierenden Inflation im Jahr 2022 beginnt nur wieder ein Zyklus der steigenden Zinsen.
Wir informieren Sie über die aktuellen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank, gehen den Ursachen der steigenden Leitzinsen nach und wagen eine Zinsprognose für die Zukunft.
Die aktuellen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank
Die drei Leitzinsen der Europäischen Zentralbank befinden sich seit dem 18. September 2024 bei:
- Der wichtigste Leitzins der EZB ist der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte, der bei 3,65 Prozent liegt. Zu diesem Zinssatz können sich Banken von der Notenbank für einen Zeitraum von einer Woche mit Liquidität versorgen.
- Wollen sich Kreditinstitute Liquidität für nur einen Geschäftstag beschaffen, so berechnet die EZB einen „Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität“ in Höhe von 3,90 Prozent.
- Banken und Sparkassen erhalten für ihre Einlagen (Einlagenfazilität) bei der Zentralbank Guthabenzinsen von 3,50 Prozent. Im ersten Halbjahr 2022 war noch ein negativer Zins von -0,50 Prozent p. a. fällig.
Die nächste EZB-Ratssitzung ist am 17. Oktober 2024.
Rückblick: die langfristige Entwicklung der Leitzinsen
Wer die Leitzins-Entwicklungen der Vergangenheit nachvollzieht, für den ist eine persönliche Einschätzung zukünftiger Zinsentwicklungen eher möglich.
Der Übergang von der Deutschen Bundesbank zur Europäischen Zentralbank
Bis Ende 1998 war der Diskontsatz der Deutschen Bundesbank der wichtigste Leitzins in Deutschland.
Anfang 1999 begann nach langer Vorbereitungszeit die abschließende dritte Stufe der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion.
- Der Euro wurde gemeinsame Währung für zunächst elf Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.
- Die Verantwortung für die Geldpolitik ging von den nationalen Notenbanken (in Deutschland: von der Deutschen Bundesbank) auf die Europäische Zentralbank über. Die Deutsche Bundesbank trat ihre Kompetenzen in der Geldpolitik an die EZB ab.
- Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte der EZB löste den Diskontsatz der Deutschen Bundesbank als den in Deutschland bis dahin wichtigsten Leitzins ab.
Den langfristigen Zinstrend verstehen: die Entwicklung der Leitzinsen in den letzten 30 Jahren
Die Zinsentwicklung der letzten dreißig Jahre ist von wellenartigen Schwankungen gekennzeichnet. Jeder der Zinszyklen umfasste mehrere Jahre.
- Die Notenbank hob die Leitzinsen an, wenn sie die Geldwertstabilität durch eine zu hohe Inflation bedroht sah.
- In Zeiten einer geringen Inflationsrate, die oft mit einer schwächeren Wirtschaftsentwicklung einherging, senkte hingegen die Bundesbank (beziehungsweise ab 1999 die EZB) die Leitzinsen, um die Wirtschaftsentwicklung zu unterstützen.
Die Leitzinsen sind seit 1990 – unter Schwankungen – kontinuierlich zurückgegangen. In der seit 2011 nahezu unterbrechungslosen Zinssenkungsphase haben die Leitzinsen ein zuvor kaum vorstellbares, extrem niedriges Niveau erreicht.
Die Leitzinsen in der Eurozone: in immer kürzeren Wellen abwärts
Die nachfolgende Chronologie der Zinsentwicklung bezieht sich auf folgende Zinssätze:
Deutsche Bundesbank bis Ende 1998:- Diskontsatz
- „Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte“ („HR“) und
- „Einlagenfazilität“ („EF“)
Zinszyklus 1988 bis 1999
Ausgangspunkt unserer Betrachtung ist das Zinstief von Juli 1988 (Diskontsatz 3,00 Prozent):
- Anschließend stiegen die Leitzinsen bis Januar 1993 (Zinshoch bei einem Diskontsatz von 8,75 Prozent),
- worauf eine Abwärtsbewegung bis Dezember 1998 (Tiefpunkt Diskontsatz: 2,50 Prozent) folgte,
- sowie nach Übergang von der Deutschen Bundesbank zur Europäischen Zentralbank bis April 1999 (Zinstief: HR 2,50 Prozent und EF 1,50 Prozent).
Zinszyklus 1999 bis 2005
- Aufwärtsbewegung bis April 2001 (Zinshoch: HR 4,75 Prozent; EF 3,75 Prozent)
- anschließende Abwärtsbewegung bis November 2005 (Zinstief: HR 2,00 Prozent; EF 1,00 Prozent)
Zinszyklus 2005 bis 2011
- Aufwärtsbewegung bis September 2008 (Zinshoch: HR 4,25 Prozent, EF 3,25 Prozent)
- anschließende Abwärtsbewegung bis März 2011 (Zinstief: HR 1,00 Prozent; EF 0,25 Prozent)
Zinszyklus ab 2011
- nur kurze Aufwärtsbewegung bis Oktober 2011 (Zinshoch: HR 1,50 Prozent; EF 0,75 Prozent), anschließende Abwärtsbewegung
- ab Juli 2012: HR 0,75 Prozent; EF: 0,00 Prozent
- ab Juni 2014: HR 0,15 Prozent; EF: -0,10 Prozent (erstmals negative Zinsen für Bankeneinlagen bei der Europäischen Zentralbank)
- seit März 2016 historisches Zinstief (HR 0,00 Prozent; EF -0,50 Prozent)
Zinszyklus ab 2022 (Bekämpfung der Inflation)
- Juli 2022: HR 0,50 Prozent; EF: 0,00 Prozent
- September 2022: HR 1,25 Prozent; EF: 0,75 Prozent
- November 2022: HR 2,00 Prozent; EF: 1,50 Prozent
- 21. Dezember 2022: HR 2,50 Prozent; EF: 2,00 Prozent
- 8. Februar 2023: HR 3,00 Prozent; EF: 2,50 Prozent
- 22. März 2023: HR 3,50 Prozent; EF: 3,00 Prozent
- 10. Mai 2023: HR 3,75 Prozent; EF: 3,25 Prozent
- 21. Juni 2023: HR 4,00 Prozent; EF: 3,50 Prozent
- 2. August 2023: HR 4,25 Prozent; EF: 3,75 Prozent
- Ab dem 20. September 2023: HR 4,50 Prozent; EF: 4,00 Prozent
Ursachen und Hintergründe der aktuellen Leitzinsen Entwicklung
Die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken zwischen 2008 und 2022
Die Jahre 2008 bis 2021 / 2022 waren weltweit durch extreme Niedrigzinsen geprägt. In der Eurozone senkte die Europäische Zentralbank ihren wichtigsten Leitzins auf 0,00 Prozent. Banken mussten zeitweise bis zu 0,5 Prozent Negativzinsen für bei der EZB hinterlegte Guthaben entrichten. Diese Kosten gaben die Kreditinstitute teilweise in Form von „Verwahrentgelten“ an ihre Einlagenkunden weiter. Dagegen profitierten Kreditkunden von historisch niedrigen Darlehenszinsen.
Ursache der extrem niedrigen Zinsen war die Geld- und Zinspolitik der Zentralbanken. Insbesondere die US-amerikanische Federal Reserve und die Europäische Zentralbank verhinderten eine marktgerechte Verzinsung von Kapital.
Schwere Krisen verlängerten die Niedrigzinsphase: Weltfinanzkrise, Eurokrise, Schuldenkrise, Coronakrise
Auslöser der Niedrigzinspolitik war die Weltfinanzkrise, die mit dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers im September 2008 ihren Anfang nahm.
Aber auch nach erfolgreicher Bewältigung der Bankenkrise behielten die Notenbanken ihre Niedrigstzinspolitik aus verschiedensten Gründen bei:
- Ab 2010 führte die Eurokrise dazu, dass die EZB an niedrigen Leitzinsen und an einer expansiven Geldpolitik festhielt. Das Ziel war es, die Märkte zu beruhigen und den Euro zu stabilisieren.
- Mit Rücksicht auf hoch verschuldete Staaten, sah sich die EZB auch in den Folgejahren zu niedrigen Zinsen verpflichtet. Länder wie Griechenland oder Italien wären bei höheren Zinsen kaum mehr in der Lage gewesen, ihre Schulden zu bedienen. Die Möglichkeit eines Staatsbankrotts hätte leicht zu einer verschärften Eurokrise und womöglich zum Auseinanderbrechen des Euroraums führen können.
- Hinzu kamen konjunkturelle Schwächen in Teilen des Euroraums. Um die Volkswirtschaft im Euroraum zu stützen, stellte die EZB dem Markt nochmals zusätzliches Geld zur Verfügung. Dies geschah auch mittels gewaltiger Wertpapier-Ankaufprogramme, mit denen die Notenbank viele hundert Milliarden Euro in den Geldmarkt pumpte. Trotz teils heftiger Kritik von Politikern und Ökonomen an den „Nebenwirkungen“ dauerhaft niedriger Zinsen.
- Ab 2018 wurde die Weltwirtschaft durch globale Handelsstreitigkeiten, vorwiegend zwischen den USA und China geschwächt. Die Prognosen für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts mussten daraufhin bis Ende 2019 mehrfach reduziert werden.
- Im November 2019 folgte Christine Lagarde als Präsidentin der Europäischen Zentralbank ihrem Vorgänger Mario Draghi nach. Bei ihrem Amtsantritt hatte sie eine umfassende Überprüfung der bisherigen EZB-Strategie bis Ende 2020 angekündigt, die auch die häufig kritisierten Nebenwirkungen der Niedrigzinspolitik einbeziehen sollte.
- Die expansive Geldpolitikpolitik der EZB verfestigte sich aber schließlich unter dem Vorzeichen der wirtschaftlichen Auswirkungen der Ende 2019 ausgebrochenen Corona-Pandemie. Die EZB sah sich zwecks Stützung der angeschlagenen europäischen Wirtschaft genötigt, ihre Niedrigzinspolitik fortzuschreiben und ihre Anleihenkäufe auszuweiten.
EZB: niedrige Leitzinsen aus Angst vor einer Deflation
Jahrelang verzeichneten die Länder der Eurozone eine niedrige und tendenziell sogar weiter fallende Inflationsrate. Im Zeitraum von 2014 bis 2020 lag die jährliche Geldentwertung im Euroraum zwischen minimal 0,24 Prozent (2016) beziehungsweise 0,25 Prozent (2020) und maximal 1,74 Prozent (2018).
Angesichts dieser über viele Jahre sehr geringen Inflation befürchtete die EZB ein Abrutschen der Volkswirtschaft in eine Deflation. Also in ein Szenario mit allgemein zurückgehenden Preisen.
Die Gefahren einer Deflation
Hat sich eine Deflation erst einmal etabliert, dann erwarten Verbraucher und Unternehmen, dass sie Wirtschaftsgüter in Zukunft günstiger erwerben können. Bei fallenden Preisen werden die Marktteilnehmer deshalb ihre Kauf- und Investitionsentscheidungen in die Zukunft verschieben. Dies aber führt zwangsläufig zu einer sinkenden Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen und möglicherweise zu einer dauerhaften Rezession. Hat sich eine Deflation erst einmal verfestigt, so fällt die Rückkehr auf einen volkswirtschaftlichen Wachstumspfad besonders schwer.
Der Kampf der EZB gegen eine befürchtete Deflation
Um einen ausreichenden „Sicherheitsabstand“ zu einer deflationären Geldwert-Entwicklung sicherzustellen, strebte die EZB eine Inflation von „unter, aber nahe von 2 Prozent“ an. Niedrige Zinsen und eine Ausweitung der Geldmenge waren von zentraler Bedeutung, um die bei Deflation zu befürchtende Abwärtsspirale der Wirtschaft abzuwenden.
Zwischen März 2015 und Juli 2022 erwarb die EZB über verschiedene Ankaufprogramme monatlich milliardenschwere Wertpapier-Volumina. Ende des Jahres 2021 hatte sich das von der EZB „zu geldpolitischen Zwecken“ gehaltene Wertpapier-Volumen auf 445,4 Milliarden Euro erhöht. Davon entfielen 110,8 Milliarden Euro allein auf Zukäufe aus dem Jahr 2021.
„Zinswende“ ab Ende 2021: sprunghaft ansteigende Inflation löste ein Umdenken der Notenbanken aus
Nachdem jedoch die Inflation ab Ende 2021 sprunghaft angestiegen war, sahen sich auch die Notenbanken weltweit dazu genötigt, ihre Leitzinsen zu erhöhen.
Die US-Notenbank startete mit ihrer „Zinswende“ bereits im März 2022. Die EZB wartete noch bis Juli 2022, bevor auch sie mit einer Erhöhung ihrer Leitzinsen begann.
Die Inflation (HVPI) kletterte im 2022 im Euroraum auf 8,4 Prozent. Die Bandbreite innerhalb der Eurozone erstreckte sich in diesem Jahr von 5,9 Prozent in Frankreich bis 19,4 Prozent in Estland.
In Deutschland erreichte die Inflationsrate im 2022 6,9 Prozent (VPI, HVPI: 8,7 Prozent). Im Oktober 2022 lag die Inflation sogar Zeitweise bei 8.8 Prozent (VPI). Damit verzeichnete Deutschland die höchste Inflationsrate seit Einführung der Deutschen Mark im Jahr 1948.
Leitzinsen Prognose 2023
Die Notenbanken haben ihre Leitzinsen im Laufe des Jahres 2022 bereits deutlich erhöht. Sowohl Europäische Zentralbank als auch Federal Reserve haben weitere Zinserhöhungen bis voraussichtlich in das Jahr 2023 hinein angekündigt.
Aktuelle Einschätzung der Zinsentwicklung
Derzeit gehen Ökonomen von einer sich ab 2023 allmählich wieder abschwächenden Inflation aus. Eine abnehmende Geldentwertung könnte dann das Signal für ein allmähliches Auslaufen der Zinserhöhungstendenz darstellen. Ob dies auf längere Sicht zu deutlich fallenden Zinsen führen wird, erscheint zumindest fraglich. Das derzeitige Zinsniveau liegt immer noch erheblich unterhalb des langjährigen Durchschnitts.
Unwägbarkeiten einer Zinsprognose
Die Vergangenheit hat gezeigt, wie schwierig Einschätzungen der künftigen Inflation und Wirtschaftsentwicklung und damit auch der Entwicklung der Leitzinsen sind. Dies gilt besonders angesichts derzeit zahlreicher Risikofaktoren, wie beispielsweise:
- die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie und deren ökonomische Folgen,
- die Auswirkungen des russischen Kriegs gegen die Ukraine,
- die Situation in den Hochschuldenländern Südeuropas.
Beispiele:
Die in China verfolgte „Null-Covid-Politik“ führt immer wieder zu harten Lockdown-Maßnahmen. Das dämpft die chinesische Wirtschaftsentwicklung und auch das Handelsvolumen Chinas mit dem Rest der Welt. Gestörte internationale Wirtschaftsbeziehungen einschließlich unterbrochener Lieferketten belasten die gesamte Weltwirtschaft.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine führte weltweit zu einer erheblichen Verknappung und Verteuerung von Nahrungsmitteln. Aufgrund des Wegfalls von russischem Erdgas und Erdöl haben sich auch Energierohstoffe drastisch verteuert. Die durch den Krieg bewirkte Inflation hat potenziell vielfältige gravierende Folgen. Soziale Verwerfungen und Unruhen nicht nur in den westlichen Industriestaaten könnten ebenso eine Folge sein wie durch Krieg, Armut und Hunger ausgelöste Migrationsströme. Je länger der russische Angriffskrieg andauert, desto umfassender und tiefgreifender werden auch die wirtschaftlichen Konsequenzen sein.
Leitzinsen Szenario 1: niedrigere Leitzinsen, falls zur Bewältigung schwerer Krisen erforderlich
Um die ökonomischen, sozialen und politischen Tragweiten der derzeitigen Krisen zu mildern, könnten die Notenbanken ihre Leitzinsen wieder zu senken. Auch wenn dies den derzeitigen Bekundungen zur Geldwertstabilität widerspricht und sich die Inflationsraten nicht wieder auf das angestrebte Niveau von 2 Prozent reduziert haben.
Der Eintritt etwa folgender Ereignisse könnte zu einer Beendigung der momentanen Zinserhöhungsphase führen:
- gravierender Konjunktureinbruch im Euroraum,
- Entstehung erheblicher Auswirkungen des Ukrainekriegs auf die wirtschaftliche oder politische Stabilität auch außerhalb der beiden Krieg führenden Parteien,
- schwache Wirtschaftsentwicklung in der Volksrepublik China aufgrund der dort verfolgten Null-Covid-Politik,
- wesentliche Störung der internationalen Handelsbeziehungen zum Beispiel durch wechselseitige Sanktionen,
- ein weiterer Krieg (wie etwa ein Angriff Chinas auf Taiwan),
- größere Migrationsströme (aus der Ukraine, aber auch aus afrikanischen und asiatischen Ländern) aufgrund von Krieg, Nahrungsmittelknappheit und Naturkatastrophen.
In solchen Fällen könnten sich die Notenbanken von ihrer vorrangigen Aufgabe der Inflationsbekämpfung „zeitweise“ abwenden, um die Konjunktur mit niedrigen Leitzinsen zu stützen. Die Zentralbanken würden bei Eintreten einer der genannten schwerwiegenden Krisen ihre Leitzinssätze wohl zumindest nicht zusätzlich deutlich erhöhen.
Leitzinsen Szenario 2: etwas höhere Leitzinsen bei stabilem Wirtschaftswachstum
Auch ein mittel- und langfristiger Anstieg Leitzinsen ist nicht völlig ausgeschlossen, wenn die Zentralbanken dies zur Eindämmung der Inflation für erforderlich halten. Dabei werden die Notenbanken zwischen der Notwendigkeit zur Verbesserung der Geldwertstabilität und dem möglichen Erfordernis zur Unterstützung der Konjunktur durch niedrige Zinsen abwägen müssen.
Fazit: Leitzinsen-Anstieg bis Ende 2023 – vorbehaltlich einer möglichen Wirtschaftskrise
Unter Berücksichtigung der aktuellen Geld- und Zinspolitik der Notenbanken ist mit einem Anstieg der Leitzinsen zumindest bis tief in das Jahr 2023 zu rechnen. Sobald die Inflationsraten erkennbar und nachhaltig zurückgehen, wird sich der Druck auf die Zentralbanken verringern, weitere Erhöhungen ihrer Leitzinsen vorzunehmen.
Sollte es jedoch zu einem deutlichen Wirtschaftseinbruch kommen, dann werden allerdings auch die EZB und die US-Notenbank vermutlich einen Kurswechsel vornehmen. Erneute Leitzinssenkungen sind dann nicht ausgeschlossen.
Über den Autor
Hartmut Zimmer
Hartmut Zimmer, Jurist und langjähriger Vertriebsdirektor einer deutschen Großbank, war u. a. zuständig für den Vertrieb von Baufinanzierungen und gewerblichen Krediten. Besonders intensiv befasste er sich mit den Risiken fehlerhaft konstruierter Baufinanzierungen anlässlich der Sanierung eines umfangreichen Kreditportfolios.
Hartmut Zimmer ist Autor zahlreicher Fachartikel zu Finanzprodukten und Wirtschaftsrecht.