Bauzinsen Prognose 2023 / 2024

Trends und Einschätzung der zukünftigen Entwicklung von Bauzinsen.

  • täglich neu berechnete Bauzinsen Trends und Charts
  • erklärt: Was beeinflusst die Bauzinsen Entwicklung?
  • Zusammenfassung der Risiken und Bauzinsen Prognose
Prognose der Bauzinsen

Chart: Bauzinsen-Trend als Prognose-Indikator

Basierend auf dem gleitenden Mittelwert eines beobachteten Zeitraums lässt sich der aktuelle Bauzinsen-Trend bestimmen. Im folgenden Bauzinsen Chart vergleichen wir täglich den Bestzins für 10-jährige Laufzeiten mit dem Durchschnittswert der zurückliegenden 40 Wochen:

*Bauzins (eff.) zum Zeitpunkt x (keine Angebote); Berechnungsgrundlagen

Auswertung der Bauzinsen Trends

Hier sehen Sie die tägliche Auswertung der Bauzinsen Trends für alle gängigen Zinsbindungsfristen:

Zinsbindung 2 Wochen-Trend* 10 Wochen-Trend* 40 Wochen-Trend*
5 Jahrestarker Abwärtstrendstarker Abwärtstrendstarker Abwärtstrend
8 Jahrestarker Abwärtstrendstarker Abwärtstrendstarker Abwärtstrend
10 JahreAbwärtstrendstarker Abwärtstrendstarker Abwärtstrend
12 Jahrestarker Abwärtstrendstarker Abwärtstrendstarker Abwärtstrend
15 JahreAbwärtstrendstarker AbwärtstrendAbwärtstrend
20 JahreAbwärtstrendstarker AbwärtstrendAbwärtstrend
25 JahreAbwärtstrendAbwärtstrendAufwärtstrend
30 JahreAbwärtstrendstarker AbwärtstrendSeitwärtstrend
* basierend auf dem gleitenden Mittelwert des beobachteten Zeitraums, Stand: 04.12.2023

Warum sollten Sie die Trends und Prognosen für Bauzinsen verfolgen?

Das allgemeine Zinsniveau verändert sich täglich. Banken gewähren Baudarlehen zu den jeweils marktüblichen Zinssätzen. Der Zeitpunkt, den Sie für den Abschluss einer Baufinanzierung auswählen, entscheidet daher maßgeblich über die Kosten Ihres Immobilienkredites. Die Prognose der Bauzinsen ist für künftige Bauherren ebenso von Bedeutung wie für Käufer eigen- oder fremdgenutzter Immobilien.

Immobilienbesitzer, deren Finanzierung sich in der Zinsbindung befindet, können die aktuellen Zinsen durch ein Forward-Darlehen für die Zukunft sichern. Mieter können dem Trend zu ständig steigenden Mieten durch Erwerb von Wohneigentum entkommen. Zumal sich die Bauzinsen trotz des jüngsten Anstiegs des Zinsniveaus immer noch deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts befinden.

Der Zinssatz für ein Baudarlehen ist nur ein Faktor von vielen beim Erwerb einer Immobilie. Ob die Immobilie „günstig“ ist, hängt auch von der Angemessenheit des Kaufpreises ab – unter Berücksichtigung von Lage, Zustand und Ausstattung.

Beispielrechnung:

Sie möchten monatlich 500 Euro als Kreditrate (Tilgung plus Zinsen) für ein Darlehen über 100.000 aufwenden. Bei einem Effektivzins von 3 % p. a. beträgt die Kreditlaufzeit 23 Jahre und ein Monat. Während diesem Zeitraum müssen Sie Zinsen von insgesamt 38.802,04 Euro entrichten.

Bei einem Effektivzins von 2 % p. a. beträgt die Kreditlaufzeit bereits nur 20 Jahre und drei Monate. Insgesamt entsteht eine deutlich geringere Zinsbelastung in Höhe von 21.740,57 Euro.

Zum Bauzinsrechner mit Tilgungsverlauf und Chart

1. Über die Verlässlichkeit von Zinsprognosen

Angesichts immer neuer Zins-Tiefststände gingen Beobachter bereits seit Jahren von einer bevorstehenden Zinswende nach oben aus.

Zinsprognosen von Experten und Wirtschaftsweisen

Aber erst ab 2021 gerieten die Notenbanken wegen der stark steigenden Inflation unter Zugzwang, die überfällige Zinswende endlich einzuleiten.

Prognosen der zukünftigen Entwicklung von Inflation und Konjunktur unterliegen allerdings vielen Unsicherheiten. Nicht nur Verbraucher, sondern auch "Experten" neigen dazu, Entwicklungen der Vergangenheit für die Zukunft fortzuschreiben. Unerwartete Ereignisse können zuvor schlüssig erscheinende Prognosen jederzeit hinfällig werden lassen.

Prognosen stets kritisch zur Kenntnis nehmen

Bauherren und Immobilienkäufer sollten jede Bauzinsen Prognose mit Vorsicht zur Kenntnis nehmen. Beobachten Sie die Zinsentwicklung genau und bilden Sie sich Ihre eigene Meinung.

Aktueller Hinweis: Vorsicht in der „Zeitenwende“ ist die „Mutter jeder Baufinanzierung“

Als Immobilien-Interessent beziehen Sie folgenden Grundsatz bei ihren Planungen ein:

Je unübersichtlicher die aktuelle Situation erscheint, desto umsichtiger sollten größere Investitionen durchdacht werden. Das gilt vor allem beim Abschluss langfristig bindender Verträge.

Bei Vorliegen zu vieler unbekannter Faktoren ist jede Entscheidung zwangsläufig mit erhöhten Risiken verbunden. Die Folgen zeigen sich häufig erst im Nachhinein – vielleicht viele Jahre später.

Beispiel: Der Krieg in der Ukraine hat eine große Auswirkung auf die Weltwirtschaft und kann auch das Zinsniveau beeinflussen. Die Folgen lassen sich derzeit kaum abschätzen („Zeitenwende“).

2. Die aktuelle Zinssituation

Die Bauzinsen stehen im engen Zusammenhang mit dem allgemeinen Zinsniveau, speziell mit den Zinsen für festverzinsliche Wertpapiere. Dazu zählen Bundesanleihen und öffentliche Pfandbriefe.

2.1 Die Bedeutung der Umlaufrendite als Indikator für das Zinsniveau

Was ist eine Umlaufrendite?

Die Umlaufrendite ist die durchschnittliche Rendite von inländischen Anleihen der höchsten Bonitätsstufe. Die Bundesbank berechnet die Umlaufrendite aus Anleihen, die mindestens vier Jahre lang laufen und deren Restlaufzeit mindestens drei Jahre beträgt.

Falls nicht anders angegeben, bezieht sich die „Umlaufrendite“ auf die börsennotierten Bundesanleihen. Die Bundesbank ermittelt aber auch Umlaufrenditen nach Restlaufzeiten sowie nach öffentlichen Anleihen, Industrieanleihen und Bankanleihen. Die Umlaufrendite eignet sich somit als ein Indikator für das Zinsniveau am Kapitalmarkt.

Aktuelle Umlaufrendite

Die Umlaufrendite lag am 2. November 2023 bei +2,70 Prozent. Ende Februar 2022, zum Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, befand sich die Umlaufrendite bei +0,03 Prozent. Zum Vergleich: Den bisher tiefsten Wert verzeichnete die Umlaufrendite mit -0,83 Prozent im März 2020.

2.2 Bundesanleihen: wieder positive Renditen

Investoren betrachten Bundesanleihen als „sicheren Hafen“ und nahmen in den letzten Jahren sogar negative Zinsen in Kauf. So fielen die Renditen zehnjähriger Anleihen zuerst im Oktober 2016 und dann wieder ab März 2019 unter die Null-Prozent-Marke. Nach einem kräftigen Zinsanstieg ab Ende des Jahres 2022 weisen Bundesanleihen wieder positive Renditen auf.

  • Wer aktuell Bundesanleihen mit zweijähriger Restlaufzeit erwirbt, erhält 2.68 Prozent Zinsen, bei fünfjähriger Restlaufzeit allerdings nur 2.21 Prozent pro Jahr.
  • Zehnjährige Bundesanleihen rentieren wieder mit 2.41 Prozent.
  • Die am längsten laufende Bundesanleihe mit einer verbleibenden Laufzeit von etwa 30 Jahren verzeichnet eine Rendite von 2.56 Prozent.

Datenstand: 04.12.2023

Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist besonders aussagekräftig, da diese Anleihen einen hohen Anteil an den Bundesanleihen ausmachen.

Von den Ende 2022 umlaufenden Bundesanleihen entfielen:

  • 42,4 Prozent auf zehnjährige und
  • 21,0 Prozent auf dreißigjährige Bundesanleihen.
Chart: Renditen für Bundesanleihen

Hintergrund: die Entwicklung der Bundesschulden

Aufgrund pandemiebedingt erhöhter Staatsausgaben stieg die Verschuldung des Bundes (einschließlich Sondervermögen und KfW) bis Dezember 2021 auf 1.438,4 Milliarden Euro. Bis einschließlich Januar 2023 erhöhten sich die Schulden des Bundes weiter auf 1.531,8 Milliarden Euro (zum Vergleich: 2020 1.272,0 Milliarden Euro; 2019: 1.078,3 Milliarden Euro).

Ursachen der niedrigen Zinsen für Bundesanleihen

Unabhängig von kurzfristigen Entwicklungen stoßen Bundesanleihen bei Anlegern aus verschiedenen Gründen auf ein hohes Interesse. Begünstigt wird das vergleichsweise niedrige Zinsniveau von Bundesanleihen von der guten Bonität der Bundesrepublik Deutschland. Dies führt international zu einer hohen Nachfrage nach deutschen Bundesanleihen.

Zudem sind Staatsanleihen, die von für den Kapitalmarkt bedeutenden Staaten emittiert werden, leicht handelbar: In Zeiten ökonomischer und geopolitischer Krisen bieten marktbreite Staatsanleihen den Vorteil einer schnellen Veräußerbarkeit. Investoren können rasch reagieren und sich damit jederzeit Liquidität verschaffen.

2.3 Anleihenrenditen und Inflation

Bundesanleihen werden auch in Zukunft niedrige Zinsen haben, die deutlich unter der aktuellen hohen Inflationsrate liegen. Anleihe-Inhaber erleiden momentan also einen signifikanten Kaufkraftverlust.

Zu berücksichtigen ist außerdem, dass Anleger selbst geringe Habenzinsen versteuern müssen. Ankauf- und Verkaufsprovisionen schmälern die Rendite zusätzlich.

In unserem Artikel über die Bauzinsen Entwicklung können Sie mehr über Zinsen und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank erfahren.

3. Was beeinflusst die Bauzinsen Prognose 2023 / 2024?

3.1 Allgemeine Wirtschaftsentwicklung und Zinsniveau

Eine schwache Konjunktur deckt sich gewöhnlich mit einem niedrigen Zinsniveau. Dagegen führt eine stärkere Konjunktur üblicherweise zu einem höheren Zinsniveau.

Eine niedrige Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen sorgt tendenziell für eine schwächere Kreditnachfrage und damit für niedrigere Zinsen. Außerdem ist bei einer niedrigen Güternachfrage eine schwächere Inflation zu erwarten.

Fallende Inflationsraten gehen mit steigenden Anleihekursen (und damit fallenden Zinsen am Geld- und Kapitalmarkt) einher.

Grundsatz: je stärker die Konjunktur, desto höher die Zinsen.

Rezessionssignal: „Inverse Zinsstruktur“

Normalerweise liegen die Langfrist-Zinsen oberhalb der kurzfristigen Zinsen. Anleger werden üblicherweise mit höheren Zinsen „belohnt“, wenn sie ihr Kapital längerfristig zur Verfügung stellen.

Derzeit allerdings ist es umgekehrt: Bundesanleihen mit kürzeren Laufzeiten weisen momentan eine höhere Rendite auf als Anleihen mit längeren Laufzeiten. In diesem Fall spricht man von „inverser Zinsstruktur“.

Eine inverse Zinsstruktur spiegelt die Erwartung der Marktteilnehmer wider, dass die Zinsen fallen könnten. Als Grundlage dient eine eher abwärts gerichteten Wirtschaftsentwicklung.

Bewahrheitet sich die Einschätzung, dass sich die Wirtschaft auf eine Rezession zubewegt, dann könnten die Zinsen wieder fallen.

Aktuelle Prognosen zur Wirtschaftsentwicklung

Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht für 2023 von einer gegenüber dem Vorjahr verschlechterten weltweiten Wirtschaftslage aus. Dies liege an der „schwächelnden“ Entwicklung der drei größten Wirtschaftsräume – den USA, der EU und China.

Einen Lichtblick bleibt: wegen des Endes der Null-Covid-Politik in China hebt der Internationale Währungsfonds seine Prognose für das weltweite Wachstum auf 2,9 % an (zuvor: 2,7 %). Zudem zeigten viele Volkswirtschaften eine aus Sicht des IWF „unerwartet hohe Widerstandsfähigkeit“.

Die Experten des Internationalen Währungsfonds erwarten im Jahr 2023 keine Rezession der Weltwirtschaft. Im Herbst 2022 hielten sie eine Rezession dagegen noch für möglich.

Allerdings benennt der IWF auch einige Risiken:

  • mögliche Verschärfung der Corona-Lage in China,
  • eine Eskalation des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine und
  • eine durch die verschärfte Zinspolitik der Notenbanken ausgelöste Schuldenkrise.

Zur möglichen deutschen Wirtschaftsentwicklung in den Jahren 2023 und 2024 sind folgende Prognose-Quellen hervorzuheben:

  • Bundesregierung (Frühjahrsprojektion 2023): +0,4 % (2023), +1,6 % (2024)
  • EU-Kommission (Mai 2023): +0,2 %, +1,4 %
  • Internationaler Währungsfonds (Januar 2023): +0,1 %, +1,4 %
  • OECD (Juni 2023): -0,0 %, 1,3 %
  • Bundesbank (Dezember 2022): -0,5 %, +1,7%
  • Gemeinschaftsprognose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute (September 2022): -0,4 % (für 2023).

Fazit aus wirtschaftlicher Sicht

Die Wirtschaftslage bleibt im Jahr 2024 weltweit wie auch speziell in Europa voraussichtlich fragil. Erst 2024 wird eine Belebung der Wirtschaft erwartet.

Vor dem Hintergrund der hohen Inflation werden die Notenbanken ihre Leitzinsen wohl zunächst noch etwas anheben. Einige Volkswirte gehen davon aus, dass die Leitzinsen zur Jahresmitte 2023 ihren Höhepunkt erreichen und auf dem Niveau verbleiben.

Erste Zinssenkungen werden aus heutiger Sicht für Mitte 2024 für möglich gehalten.

3.2 Die Geld- und Zinspolitik der Europäischen Zentralbank

Wichtig für die Bauzinsen ist die Geld- und Zinspolitik der Zentralbanken – für den Euroraum die der Europäischen Zentralbank. Die EZB orientiert sich traditionell am Ziel der Geldwertstabilität. Daneben hat die Notenbank seit einigen Jahren verstärkt das Wirtschaftswachstum in der Eurozone im Blick.

Die Geldpolitik der EZB

Die Europäische Zentralbank entscheidet mithilfe ihrer Leitzinsen maßgeblich über die Zinsentwicklung in der Eurozone.

  1. die Kaufkraft des Euro stabil zu halten und
  2. die Gefahr einer Deflation zu vermeiden.

In den letzten Jahren schien die EZB allerdings eher von Krisen einzelner Mitgliedsländer getrieben, statt sich der Geldwertstabilität zu verpflichten. Es entstand teilweise der unangenehme Eindruck, dass die EZB nicht vorausschauend agierte, sondern bereits entstandenen Notsituationen „hinterherlief“.

Bis 2021: extreme Niedrigzinspolitik der Notenbanken

Die Notenbanken begannen im Jahr 2008 weltweit mit einer extremen Niedrigzinspolitik, um die Konjunktur zu fördern. Die Leitzinsen fielen bis auf 0,00 Prozent. Banken mussten zeitweise sogar bis zu 0,5 Prozent Negativzinsen für bei der EZB hinterlegte Guthaben entrichten.

Was bezweckte die Europäische Zentralbank mit ihrer Politik der niedrigen Zinsen?

Die Politik des „billigen Geldes“ sollte die Nachfrage von Konsumenten und Firmen nach Produkten und Diensten verstärken. Dies sollte die Konjunktur ankurbeln und so ein Abgleiten in eine für die Entwicklung der Volkswirtschaft gefährliche Deflation vermeiden.

Die Entwicklung der Verbraucherpreise

Bei zu starker Inflation erhöhen die Notenbanken üblicherweise die Leitzinsen, um Kredite zu verteuern. Das dämpft die Konjunktur und wirkt so der Geldentwertung entgegenzuwirken.

Bis 2021 bewegten sich die Inflationsraten in Deutschland und in der Eurozone auf einem niedrigen Niveau. Im Jahr 2020 ging die Inflation in der Eurozone sogar auf nur noch 0,3 Prozent zurück.

Bereits im Jahresverlauf 2021 stieg die Geldentwertung aber deutlich an. Als Gründe wurden die in Deutschland ausgelaufene Mehrwertsteuer-Senkung, pandemiebedingter Nachfrage-Nachholbedarf, Probleme bei Lieferketten und massiv erhöhte Energiepreise genannt.

Nach einem monatelangen steilen Anstieg erreichte die Inflation im Oktober 2022 im Euroraum mit 10,6 Prozent beziehungsweise 11,6 Prozent in Deutschland den bisherigen Höchstwert (HVPI-Index). In den folgenden Monaten ging die Inflationsrate etwas zurück.

Für Deutschland bedeuten diese Inflationsraten die höchsten Werte seit der Einführung der Deutschen Mark im Jahr 1948. Ursachen für die hohe Inflation seien, so das Statistische Bundesamt, der starke Preisanstieg für Energie und die Folgen des Ukraine-Kriegs.

Die Entwicklung der Inflation von 2015 bis 2023

In den Jahren vor 2021 unterschritt die Inflation regelmäßig das 2-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank.

  • 2015: HVPI Eurozone: 0,2 % (HVPI Deutschland: 0,7 %)
  • 2016: 0,2 % (0,4 %)
  • 2017: 1,5 % (1,7 %)
  • 2018: 1,8 % (1,9 %)
  • 2019: 1,2 % (1,4 %)
  • 2020: 0,3 % (0,4 %)
  • 2021: 2,6 % (3,2 %)
  • 2022: 8,4 % (8,7 %)
  • Januar 2023: 8,6 % (9,2 %)
  • Februar 2023: 8,5 % (9,3 %)
  • März 2023: 6,9 % (7,8 %)
  • April 2023: 7,0 % (7,6 %)
  • Mai 2023: 6,1 % (6,3 %)
  • Juni 2023: 5,5 % (6,8 %)
  • Juli 2023: 5,3 % (6,5 %)
  • August 2023: 5,3 % (6,4 %)
  • September 2023: 4,3 % (4,3 %)
  • Oktober 2023: 2,9 % (3,0 %)

Quelle: Eurostat HVPI-Index

Fazit aus geld- und zinspolitischer Sicht

Die aktuelle Inflation liegt weit über dem 2-Prozent-Zielwert der EZB. Dies erfordert nach den Grundsätzen der Europäischen Zentralbank eine straffe Geld- und Zinspolitik – einschließlich steigender Leitzinsen.

Die Antworten der EZB auf die hohe Inflation

Etliche Jahre hatte die EZB die Zinsen niedrig gehalten, um den hoch verschuldeten EU-Staaten die Finanzierung ihrer ausufernden Schulden zu ermöglichen.

Die EZB hatte sets versichert, dass die Inflation auf niedrigem Niveau bleiben werde. Erst als die Inflation ab Ende 2021 immer schneller anstieg, war die EZB zu einer Änderung ihrer Zinspolitik gezwungen.

Die Zinswende der EZB

Am 27. Juli 2022 leitete die Europäische Zentralbank nach elf Jahren der Niedrigzinspolitik die längst überfällige Zinswende ein. Sie erhöhte ihre Leitzinsen um 0,5 Prozent. Damit stieg der Hauptrefinanzierungszinssatz, der wichtigste Zinssatz der EZB, von 0,0 Prozent auf 0,5 Prozent an.

Weitere Zinserhöhungen um 0,75 Prozent folgten am 14. September und 2. November, sowie um jeweils 0,5 Prozent am 21. Dezember 2022, am 8. Februar und 22. März 2023. Im Mai, Juni 2023, August 2023 und zum 20. September 2023 erfolgten jeweils Zinsschritte in Höhe von nur noch 0,25 Prozent.

Chart: Entwicklung der Leitzinsen der EZB seit 1999
Die aktuellen Leitzinssätze (Seit dem 20. September 2023):
  1. Die Hauptrefinanzierungsfazilität, zu der die Banken kurzfristige Kredite von der EZB erhalten, liegt bei 4,50 Prozent p. a.
  2. Für unbesicherte Ein-Tages-Kredite zahlen die Banken 4,75 % Zinsen (Spitzenrefinanzierungsfazilität).
  3. Für Guthaben bei der Notenbank (Einlagefazilität), erhalten Banken aktuell 4,00 Prozent.

Die nächste EZB Sitzung ist am 14. Dezember 2023. Analysten gehen vorerst von einer Zinspause aus.

3.3 Die Geldpolitik der Federal Reserve (USA)

Das Zinsniveau im US-Dollar-Raum beeinflusst die Zinsen weltweit. Die US-Notenbank hatte nach mehrjähriger Null-Zins-Politik bereits im Jahr 2015 eine erste Zinswende nach oben eingeleitet.

Im Juli 2019 kehrte die Fed jedoch vorübergehend zu ihrer Niedrigzinspolitik zurück. Zuerst aus konjunkturellen Gründen, später wegen der Folgen der Corona-Pandemie.

Ab März 2022 veranlasste die auch in den USA stark gestiegene Inflation die US-Notenbank zu mehreren Leitzins-Erhöhungen.

Hohe Inflation in den USA: Anlass für kräftige Zinserhöhungen

Die US-Notenbank folgt (ebenso wie die EZB) dem 2-Prozent-Inflationsziel. Dabei achtet sie insbesondere auf eine von der Entwicklung bei Energiepreisen und Nahrungsmitteln bereinigte Inflationsrate („Kerninflation“).

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie fiel die Inflationsrate im März 2020 deutlich auf 1,5 Prozent. Allerdings führten dann die rasche Erholung der US-Wirtschaft, umfangreiche Konjunkturpakete und Lieferkettenprobleme zu einem erheblichen Anstieg der Inflation.

Im Verlauf des Jahres 2021 zog die US-Inflation von 1,4 Prozent (Januar 2021) auf 7,0 Prozent im Dezember 2021 an. Damit erreichte die Geldentwertung in den USA ihren höchsten Stand seit nahezu 40 Jahren.

Während des Jahres 2022 nahm die US-Inflation weiter zu. Sie kletterte im Juni 2022 mit 9,1 Prozent auf ihren bisherigen Höchstwert, nimmt seither aber allmählich ab.

Inflationsentwicklung in den USA

  • März 2022: 8,5 Prozent
  • April 2022: 8,3 Prozent
  • Mai 2022: 8,6 % Prozent
  • Juni 2022: 9,1 % Prozent
  • Juli 2022: 8,5 % Prozent
  • August 2022: 8,3 % Prozent
  • September 2022: 8,2 % Prozent
  • Oktober 2022: 7,7 % Prozent
  • November 2022: 7,1 % Prozent
  • Dezember 2022: 6,5 % Prozent
  • Januar 2023: 6,4 % Prozent
  • Februar 2023: 6,0 % Prozent
  • März 2023: 5,6 % Prozent
  • April 2023: 4,9 % Prozent
  • Mai 2023: 4,0 % Prozent
  • Juni 2023: 3,0 % Prozent
  • Juli 2023: 3,2 % Prozent
  • August 2023: 3,7 % Prozent
  • September 2023: 4,1 % Prozent
Die viel zu hohe Inflation veränderte die Lageeinschätzung der US-Notenbank

Noch bis Ende 2021 hatte die US-Zentralbank den Anstieg der US-Inflation zu einem „vorübergehenden“ Phänomen erklärt. Die rasch steigenden Inflationswerte veranlassten die Federal Reserve aber dann doch zu einer straffen Geld- und Zinspolitik.

Ausblick: US-Inflationsrate 2023 und 2024

Für 2023 erwarten Ökonomen eine auf 3,5 bis 4,5 Prozent und 2024 weiter auf 2,0 bis 2,5 Prozent zurückgehende US-Inflation.

Allerdings lassen sich Inflationsprognosen aufgrund der erheblichen weltweiten Risiken für die kommenden Jahre nur unter großem Vorbehalt erstellen.

Die Entwicklung der US-Leitzinsen („Federal Funds Rate“)

Anhebungen der US-Leitzins-Bandbreite

  • 16.12.2015 von 0,25 bis 0,50 Prozent
  • 14.12.2016 von 0,50 bis 0,75 Prozent
  • 15.03.2017 von 0,75 bis 1,00 Prozent
  • 14.06.2017 von 1,00 bis 1,25 Prozent
  • 13.12.2017 von 1,25 bis 1,50 Prozent
  • 21.03.2018 von 1,50 bis 1,75 Prozent
  • 13.06.2018 von 1,75 bis 2,00 Prozent
  • 26.09.2018 von 2,00 bis 2,25 Prozent
  • 19.12.2018 von 2,25 bis 2,50 Prozent

Senkungen der US-Leitzins-Bandbreite

  • 31.07.2019 von 2,00 bis 2,25 Prozent
  • 18.09.2019 von 1,75 bis 2,00 Prozent
  • 30.10.2019 von 1,50 bis 1,75 Prozent
  • 03.03.2020 von 1,00 bis 1,25 Prozent
  • 15.03.2020 von 0,00 bis 0,25 Prozent

Anhebung der Leitzins-Bandbreite - von der US-Notenbank eingeleitete Zinswende:

  • 17.03.2022 von 0,25 bis 0,50 Prozent
  • 05.05.2022 von 0,75 bis 1,00 Prozent
  • 16.06.2022 von 1,50 bis 1,75 Prozent
  • 28.07.2022 von 2,25 bis 2,50 Prozent
  • 22.09.2022 von 3,00 bis 3,25 Prozent
  • 02.11.2022 von 3,75 bis 4,00 Prozent
  • 14.12.2022 von 4,25 bis 4,50 Prozent
  • 01.02.2023 von 4,50 bis 4,75 Prozent
  • 22.03.2023 von 4,75 bis 5,00 Prozent
  • 03.05.2023 von 5,00 bis 5,25 Prozent
  • 26.07.2023 von 5,25 bis 5,50 Prozent

Fazit zur Geldpolitik der Federal Reserve (USA)

Zu erwarten sind Zinserhöhungen in den USA bis einschließlich 2023. Nach einem deutlichen Rückgang der Inflation erscheinen erste Zinssenkungen ab 2024 möglich.

Führende Vertreter der US-Zentralbank haben angedeutet, dass im Hinblick auf die noch deutlich zu hohe Inflation ...

  • wohl noch weitere Leitzins-Erhöhungen erforderlich sind (in 2023 auf über 5 Prozent) und
  • eine erste Zinssenkung in den USA wohl jedenfalls innerhalb von 2023 nicht in Betracht kommt.

3.4 Weitere Faktoren mit erheblichem Einflusspotenzial auf das Zinsniveau

Zahlreiche Faktoren wirken sich auf das Zinsniveau aus. Von besonderer Bedeutung für die Weltwirtschaft und damit auch für die Zinsen am Kapitalmarkt sind derzeit:

  1. die Wirtschaftsentwicklung in der Volksrepublik China und
  2. der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.

3.4.1 Hohe Risiken in China: mögliche Auswirkungen auf die weltweiten Zinsen

China hat für die Weltwirtschaft und damit auch für das Zinsniveau an den Kapitalmärkten eine enorme Bedeutung. Umso bedenklicher erscheint es Ökonomen, dass die jährlichen Wachstumsraten in den letzten Jahren deutlich zurückgingen. 2022 wurde ein Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts von „nur noch“ 3,2 Prozent gemeldet.

Chinas Politik und Volkswirtschaft zeigte in den letzten Jahren bedrohliche Schwachstellen. Die einzelnen Risikofaktoren können sich in völlig unterschiedlicher Richtung auch auf das weltweite Zinsniveau auswirken.

1) Chinas Covid-Politik

Der abrupte Schwenk der chinesischen Staatsführung von einer strikten Null-Covid-Politik hin zu einer weitestgehend von Auflagen befreiten Covid-Politik hat vielfältige Auswirkungen:

  • Gesundheits- und Sozialpolitik: China meldete seit Anfang Dezember 2022 81.000 Coronatote – unabhängige Beobachter gehen von mindestens einer Million Toten aus (Stand: Ende Februar 2023).
  • Die wegfallenden Corona-Maßnahmen beleben die chinesische Konjunktur. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für 2023 ein chinesisches Wirtschaftswachstum von 5,2 Prozent. Als Folge des plötzlichen Nachfrageschubs und der verschärften globalen Konkurrenz um Rohstoffe wird eine erneute Zunahme der weltweiten Inflation für möglich gehalten. Dies aber bedeutet weltweit steigende Zinsen.
2) Chinas Krise am Immobilienmarkt

Fehlinvestitionen haben große chinesische Immobilienentwickler in existenzielle Nöte gebracht. Größere Insolvenzen in der Immobilienwirtschaft, die für 25 bis 30 Prozent der chinesischen Volkswirtschaft steht, bedeuten ...

  • eine Gefährdung von Wohlstand und Kaufkraft in China - und damit auch eine niedrigere Importe
  • eine unmittelbare Gefahr für den Bankensektor Chinas.

Ein Kollaps der Baubranche und / oder des Finanzsektors Chinas hätte kaum vorhersehbare Folgen. Denkbar sind sowohl steigende Zinsen - als auch staatliche Hilfsprogramme in Form „künstlich“ niedriger Zinsen.

Bisher ist es der chinesischen Regierung gelungen, einen Marktzusammenbruch und soziale Unruhen zu vermeiden, deren Entstehen bereits erkennbar war.

3) Finanzprobleme beim chinesischen Projekt „Neue Seidenstraße“

China hat als Kreditgeber weltweit Infrastrukturprojekte mit jeweils Milliardenbeträgen finanziert. Immer mehr Kreditnehmer im Ausland können offenbar ihre von China erhaltenen Darlehen nicht mehr bedienen. Dies zwang China bereits zu ersten Kreditstundungen.

Sollte es bei „Seidenstraßen“-Projekten zu größeren Kreditausfällen kommen,

  • könnten die finanziellen Spielräume betroffener Staaten erheblich eingeschränkt werden – mit gravierenden Folgen für die nationalen Volkswirtschaften.
  • Auch für die Volksrepublik China hätten Insolvenzen milliardenschwerer Kreditnehmer Folgen: schon jetzt hat China das Budget für weitere Seidenstraßen-Finanzierungen gekürzt.
4) Informationspolitik Chinas behindert Problemprävention

Über all dem schwebt die undurchsichtige Informationspolitik Chinas wie ein Damoklesschwert: aus China gemeldete Daten müssen mit großer Vorsicht zur Kenntnis genommen werden.

Eine solche Unsicherheit erschwert jedoch das rechtzeitige Ergreifen erforderlicher Maßnahmen. Wenn eine Notsituation mit Verzögerung an die Öffentlichkeit kommt, kann es bereits das Potenzial für eine weltweite Katastrophe haben. Bestes Beispiel: Die Corona-Pandemie.

Fazit zu China

Die Politik und Volkswirtschaft Chinas weisen deutliche strukturelle Schwächen auf. Es muss jederzeit mit Überraschungen aus China für die Weltwirtschaft gerechnet werden. Auswirkungen auf das Zinsniveau sind damit eingeschlossen.

3.4.2 „Zeitenwende“: Wie könnte der Ukraine Krieg das Zinsniveau beeinflussen?

Zwar kann niemand den Verlauf von Kriegen und die Folgen einer solchen Aggression im Einzelnen voraussehen. Es scheint aber sicher: Der Angriffskrieg Russlands wird voraussichtlich grundlegende Änderungen in der Weltordnung herbeiführen - nicht nur in militärischer, sondern auch in politischer und volkswirtschaftlicher Hinsicht.

Das Zinsniveau kann jederzeit als Teilaspekt der ökonomischen Folgen des russischen Angriffskriegs betroffen sein.

Mögliche belastende Auswirkungen des Krieges in der Ukraine:

  • Rückgang der Weltkonjunktur,
  • Unterbrechung internationaler Lieferketten,
  • Energieknappheit für Haushalte und Unternehmen,
  • Preissteigerungen aufgrund von Lieferengpässen und hohen Energiepreisen,
  • erhöhte Anzahl von Insolvenzen,
  • möglicher Anstieg der Arbeitslosenzahlen,
  • weltweite Hungerkrisen,
  • Migrationsbewegungen mitsamt Folgeproblemen,
  • möglicher Stopp der „Zinswende“ - mit der Gefahr einer noch weiter ansteigenden Inflation, bei krisenbedingt expansiver Geldpolitik trotz Inflation: Entwertung von Währungen, Gefahren für die Altersversorgung, soziale Verwerfungen.
Fazit zu den Auswirkungen des russischen Krieges: die Zins-Zukunft ist derzeit ungewiss.

Ob Russland mit seinem Angriffskrieg scheitert oder es der russischen Despotie gelingt, sich Vorteile aus dem Angriffskrieg zu verschaffen:

In beiden Szenarien drohen tiefgreifende Verwerfungen - mit gravierenden Folgen auch für die Weltwirtschaft und damit auch für das Zinsniveau. Eine auf längere Sicht erhöhte Inflation würde wohl ein dauerhaft hohes und eventuell noch deutlich höheres Zinsniveau bedeuten.

4. Immobilienmarkt und Bauzinsen: Immobilienkauf nicht um jeden Preis

Auf dem Immobilienmarkt fanden in den letzten Jahren erhebliche Preissteigerungen statt. Gründe dafür waren ein jahrelang überdurchschnittlich wachsendes BIP bei zugleich niedrigen Bauzinsen.

Nach dem Anstieg der Zinsen für Immobilienkredite werden derzeit leichte Preisrückgänge zumindest in den Ballungszentren beobachtet.

4.1 Analysten mahnen zur Vorsicht am Immobilienmarkt

Schon seit längerer Zeit warnte die Bundesbank vor deutlichen Überbewertungen bei Wohnimmobilien. Die Immobilienpreise liegen in Deutschland nach Auffassung der Währungshüter zwischen 15 und 40 Prozent über dem angemessenen Niveau.

Finanzexperten warnten, dass die Nachfrage und damit die Preise für Wohnimmobilien sinken könnten.

4.2 Bremsen für den Immobilienmarkt: gestiegene Bauzinsen, hohe Immobilienpreise

Hohe Immobilienpreise und gestiegene Bauzinsen bremsen derzeit den Immobilienmarkt. Das für Immobilieninteressenten vor kurzer Zeit noch verlockende Argument historischer niedriger Zinsen ist weggefallen.

Wer eine Wunschimmobilie kaufen möchte, der sollte unbedingt auf einen angemessenen Kaufpreis und einen nicht zu geringen Eigenkapital-Anteil an der Finanzierung achten. Ein sorgfältiger Konditionsvergleich minimiert die Kosten einer Baufinanzierung.

5. Zusammenfassung möglicher Szenarien

Was könnte zu steigenden Bauzinsen führen?

  • hohe Inflation: Notenbanken erhöhen konsequent ihre Leitzinsen
  • angesichts Krisen: möglicherweise größere Banken-Zurückhaltung bei der Vergabe von Darlehen
  • anziehende Weltkonjunktur, falls Krisen erfolgreich bewältigt werden können

Was könnte für niedrige Bauzinsen sprechen?

  • mittelfristig: erfolgreiche Bekämpfung der Inflation aufgrund zunächst erhöhter Leitzinsen
  • bei Eintreten eines einschneidenden Krisen-Szenarios: Senkung der Leitzinsen durch die Notenbanken zur notfallmäßigen Unterstützung der Volkswirtschaft

Wann sind sowohl sinkende als auch steigende Bauzinsen vorstellbar?

  • Wiederaufleben der Staaten- und Banken-Schuldenkrise
  • Überhitzung des deutschen Immobilienmarktes - nicht nur in den Ballungsgebieten

6. Fazit: Bauzinsen Prognose 2023 und 2024

Die Wirtschaftslage bleibt weltweit wie auch speziell in Europa wohl zumindest im Jahr 2023 fragil, bevor 2024 eine Wirtschaftsbelebung eintreten könnte. Als Hauptrisiken für die Wirtschaftsentwicklung benennt der IWF allerdings:

  • die Corona-Pandemie in China,
  • den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und
  • die Gefahr einer Schuldenkrise.

Im Hinblick auf die hohe Inflation werden die Notenbanken ihre Leitzinsen wohl zunächst noch etwas anheben. Einige Volkswirte gehen davon aus, dass die Leitzinsen etwa zur Jahresmitte 2023 ihren Höhepunkt erreicht haben könnten. Erste Zinssenkungen werden ab Mitte 2024 für möglich gehalten.

Die für Februar 2023 wieder etwas angestiegene Inflationsrate war ein Warnsignal, dass die Inflation und damit der Zeitraum hoher oder auch ansteigender Zinsen längst nicht überwunden ist.

6.1 Empfehlungen für Bauherren und Immobilienkäufer

Bauherren und Immobilienkäufer können ihre Immobilienfinanzierung weiterhin zu noch vergleichsweise günstigen Konditionen abschließen. Vorzuziehen sind immer noch längere Zinsbindungen – im Idealfall bis zum Ende der Kreditlaufzeit. Wir empfehlen aber mindestens eine Laufzeit von 12 bis 15 Jahren.

Zugleich sollten Sie eine hohe Tilgungsrate (zwei Prozent oder höher) wählen, um die Entschuldung zu beschleunigen.

Achten Sie beim Erwerb einer Immobilie auf einen angemessenen Kaufpreis. Die Europäische Zentralbank hält den Immobilienmarkt nach jahrelangen Preissteigerungen für überteuert – nicht bloß in Ballungszentren.

6.2 Anschlussfinanzierung und Forward-Kredit

Auch bei der Anschlussfinanzierung sollten Sie lange Laufzeiten bevorzugen. Durch niedrigere Zinsen eingesparte Aufwendungen sollten Sie zur Erhöhung der Tilgung verwenden.

Wenn Ihre Finanzierung in den nächsten 5 Jahren ausläuft, können Sie sich bereits heute die aktuellen Bauzinsen durch ein Forward-Darlehen sichern.

Über den Autor

Hartmut Zimmer

Hartmut Zimmer, Jurist und langjähriger Vertriebsdirektor einer deutschen Großbank, war u. a. zuständig für den Vertrieb von Baufinanzierungen und gewerblichen Krediten. Besonders intensiv befasste er sich mit den Risiken fehlerhaft konstruierter Baufinanzierungen anlässlich der Sanierung eines umfangreichen Kreditportfolios.

Hartmut Zimmer ist Autor zahlreicher Fachartikel zu Finanzprodukten und Wirtschaftsrecht.

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