Wenn Handwerksbetriebe über ihre Margen klagen, dann sind oft die schlechten Preise schuld. Doch auch unter schlechten Rahmenbedingungen lassen sich die Margen verbessern und nicht selten können die internen Prozesse und Abläufe, das Miteinander optimiert werden. Die Folge: Liquidität und Rentabilität steigen nicht unerheblich.

Wagen Sie deshalb einen Blick hinter Ihre Kulissen. Vorsicht, es könnte sich lohnen!

Im Folgenden erfahren Sie fünf Managementfehler, die Sie als Handwerker unbedingt vermeiden sollten.

Fehler 1: Unzureichende Kommunikation

Kommunikation ist für mich die Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts am Bau. Eine unmissverständliche Kommunikation ist Gold wert.

Wer sich klar ausdrückt, wird verstanden und spart Zeit und Geld.

Viele Chefs ärgern sich darüber, dass ihre Mitarbeiter die Anweisungen nicht korrekt befolgen. Dies kann jedoch dadurch begründet sein, dass die Mitarbeiter die Botschaft nicht verstanden haben (oder verstehen wollen).

Denn entscheidend ist nicht, was gesagt wird, sondern was beim Gegenüber ankommt.

Zu den typischen „Kommunikationsfehlern“ zählen:

Nicht auf den Punkt kommen

Manche Handwerker reden um den heißen Brei herum, statt auf den Punkt zu kommen. Wer kommunikativ eine direkte Punktlandung hinlegt, trifft den Nagel auf den Kopf und spart so immens Zeit und Geld.
„Ich bin Handwerker geworden, weil ich nicht so gut reden kann.“ Diese verzweifelte Rechtfertigung ist grundsätzlich richtig.

Fakt ist aber, dass auch ein Handwerker lernen kann, gut zu reden, und in diesem Sektor ungenutzte Potenziale liegen.

Nicht nur die knackige Kommunikation zwischen den Mitarbeitern, zwischen Chef und Mitarbeiter sowie mit Kunden fördert ein angenehmes Miteinander, das durch ein gutes Klima geprägt ist.

Nicht richtig lesen oder zuhören

In der Hektik des Alltags wird häufig nur halbherzig zugehört. Mangelnde Präsenz führt jedoch leider dazu, dass Informationen überlesen oder überhört werden. Dies ist vor allem bei Terminabsprachen ein Desaster.

Mangelhafte Informationsweitergabe

Für die Baustellen werden Anweisungen formuliert, bei der die wichtigste Botschaft fehlt – eine Kommunikationssünde, die für den Betrieb teuer werden kann. Wird beispielsweise dem Trockenbauer verschwiegen, dass eine Fußbodenheizung verlegt ist, dann sind die Folgekosten für die Nachbesserung nicht unerheblich.
Dabei darf sich häufig derjenige als Sündenbock verstehen, der die Informationen streut, auch wenn er meint, die Anderen seien daran schuld.

Fehler 2: Mangelhafte Liquidität

Maßnahmen zur Liquiditätssicherung

Mangelhafte Liquidität, also kein Geld für Ausgaben zum nötigen Zeitpunkt zu haben, ist ein Grund, Insolvenz anzumelden.
Die Ausgaben-Fälligkeiten wie Löhne, Sozialbeiträge, Steuern und Lieferantenansprüche müssen durch Einnahmen gedeckt sein, ansonsten gerät ein Handwerksbetrieb in die Schieflage. Der Run auf kurzfristige Einnahmequellen beginnt, manchmal kurz vor 12 Uhr und nicht selten begleitet von heftigen Schweißausbrüchen.

Maßnahmen zur Liquiditätssicherung

Zeitnahe Rechnungsstellung

Die beste und klügste Maßnahme zur Liquiditätssicherung ist die kontinuierliche und konsequente Rechnungsstellung nach abgeschlossener Baumaßnahme. Die Betonung liegt auf konsequent.

In manchen Handwerksbetrieben hinkt die Rechnungsstellung, insbesondere die aufwendige Schlussrechnung mit Ausmaß und Skizze, Monate bis Jahre hinterher. Gerade der hohe Aufwand und die Angst, Positionen zu vergessen, führen zu einer „Rechnungsstellungs-Prokrastination“.
Doch je mehr die Rechnungsstellung hinausgezögert wird, desto schwerer fällt es, sich an Details zu erinnern, und desto unmotivierter wird versucht, die Rechnungslücke zu schließen.
Dabei gibt es heute den digitalen Zahlungsbeschleuniger, der die Rechnungen mit einem Klick zum Zahlungsschuldner bringt. Keine langen Postwege, keine Ausreden wegen nicht erhaltener Rechnungen.

Abschlagsrechnungen sorgen für Luft zum Atmen

Wer in einem Bauprojekt steckt, hat kaum Luft zum Abrechnen. Aber wo bleibt das Geld für geleistete Arbeit? Die Lösung heißt „pauschale Abschlagszahlungen”. Pauschal heißt, dass der geschätzte Aufwand aufgrund des Baufortschrittes in Rechnung gestellt wird.

Wer bis zur Schlussrechnung wartet, füllt weder sein Konto noch sorgt er dafür, dass die aus dem Projekt fälligen Löhne und Materialien bezahlt werden können.

Ablösung des Einbehaltes durch Bürgschaften

Kleinere Handwerksbetriebe meiden Bürgschaften, weil sie nur Geld kosten. Rechnet man jedoch die Bürgschaftskosten gegen die Liquiditätsnachteile auf, ist es immer ratsam, den Schlusseinbehalt gegen eine Bürgschaft abzulösen.

Erstens ist die Forderung gegenüber dem Auftraggeber abgelöst, zweitens ist das Ablösen billiger als ein Kontokorrentkredit und drittens steht dieses Geld für wichtige Ausgaben zur Verfügung.

Mahnungen, auch bei guten Kunden

Auch wenn Mahnungen an gute Kunden mit Bauchschmerzen verbunden sind: Sie sind ein Muss.

Schließlich treten Handwerksbetriebe in Vorleistung und haben Anspruch auf Gegenleistung. Deshalb ist die Angst, Kunden zu vergraulen, völlig ungerechtfertigt.

Wer gute Arbeit leistet, hat Anspruch auf Ausgleich. Oft genug schleichen Handwerker um eine nicht bezahlte Rechnung herum und schieben den Anruf oder eine schriftliche Mahnung aus falscher Rücksichtnahme hinaus.

Meine Erfahrung: Sprechen Sie mit Ihren Kunden persönlich über die ausstehende Zahlung. Nur Mut! Ein Anruf appelliert direkt an das schlechte Gewissen und sorgt meist dafür, dass direkt bezahlt wird, vorausgesetzt, der Kunde ist zahlungsfähig. Bei Zahlungsschwierigkeiten sind wiederum andere Maßnahmen nötig.

Fehler 3: Fehlende Strategie

Fehlende Strategie verringert den Gewinn

Für den Handwerker ist die Erstellung eines Strategiepapiers wie der Gang nach Canossa. Strategie (Ziel mit Handlungsfahrplan) ist weder ein Begriff seines aktiven Wortschatzes noch liegt eine Strategie-Entwicklung in seinem handwerklichen Geschick. Wie auch? Er ist ein Mann der Tat, ein Mann, der mit seinen Händen vieles bewegt. Sonst wäre er ja Manager geworden.

Auch wenn der Handwerker unbewusst strategisch vorgeht, wäre er mit einer Strategie erfolgreicher. Gurus auf diesem Gebiet empfehlen jährliche Strategietage, an denen den ganzen Tag lang an der Firma gearbeitet wird. Die Zeit rechnet sich, denn es wird oft genug bewiesen, dass mit einer Strategie in kürzerer Zeit mehr erreicht werden kann als ohne Strategie. Eine Strategie ist Kopfarbeit.

Ein „Durch-und-durch-Handwerker” arbeitet aber lieber 16 Stunden auf seiner Baustelle als mit Stift und Papier im Büro heiße Pläne zu schmieden.

Aufgrund dieser besonderen Situation kann ich nur empfehlen, sich immer wieder eine Strategie-Auszeit zu gönnen. Vereinbaren Sie einen Strategietag mit sich selbst. Wenn das nicht gelingt, holen Sie sich einen Coach ins Haus oder besuchen Sie einen Strategietag im Kreise gleichgesinnter Handwerker.

Fehler 4: Schlechte Baustellenvorbereitung

Baustellen Vorbereitung

Die Baustellenvorbereitung ist Teil einer vernünftigen Bauabwicklungs-Strategie. Wer sich hinsetzt und einen Baustellen-Zeitplan erstellt, setzt seine Ressourcen wie Manpower und Geräte entsprechend ein.

Früher war die Zeit der Baustellenvorbereitung im Vergleich zu heute sehr lang. Im Zuge der schnelllebigen Zeit ist diese Vorbereitungszeit sehr geschrumpft. Wenn es dumm läuft, kommt freitags der Auftrag und montags wird mit der Baustelle begonnen. Eine vernünftige Planung mit Vorlauf ist nicht mehr möglich. Es fehlt die Zeit, zu planen, günstig und richtig, sprich maßgenau, einzukaufen (besonders am Bau sind die Maßabhängigkeiten für die Folgegewerke zu beachten) und die passende Mannschaft einzusetzen. Es wird letztendlich jongliert, um die Bauherren auf Knopfdruck bedienen zu können.

Diese Entwicklung ist schlichtweg ein Renditekiller. Wer nicht richtig planen kann, der reagiert, statt zu agieren.

Die fehlende Zeit führt auch dazu, dass Leistungsverzeichnisse bzw. Leistungsbeschreibungen nicht mehr richtig gelesen werden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Fehlerquellen immer mehr zunehmen.

So ziehen die Tage an einem vorbei. Dabei könnte ein im Geiste vorgeplanter Tag viel bessere Ergebnisse erzielen.

Fehler 5: Unpassende Führung

Unpassende bzw. schlechte Führung

Wer andere führen will, muss sich selbst führen können. Wer seine Mitte gefunden hat und mit sich im Reinen ist, der geht mit seinen Mitarbeitern ganz anders um.

Übellaunige Chefs, die ausrasten und impulsiv werden, wenn ihre Leute einen Fehler begangen haben, sollten in die Wüste geschickt werden.

Die falschen Leute am falschen Platz

Werden in einer Kolonne die falschen Leute „zusammengestoppelt”, ist Chaos auf den Baustellen vorprogrammiert.

Die Gewerblichen erreichen bessere Ergebnisse, wenn sie nach ihren Fähigkeiten und Talenten eingesetzt werden.

Wird ein „Kleinbaustellenmensch” auf Großbaustellen eingesetzt, fühlt sich der Mitarbeiter nicht wohl und bringt im Endeffekt nicht die erwartete Leistung.

Nicht kritisiert ist Lob genug

Nicht selten vergessen Chefs, ihre Mitarbeiter für gute Arbeit zu loben, da diese meist als selbstverständlich angesehen wird.

Neben dem Entgelt ist die Wertschätzung eine wichtige Komponente für eine dauerhafte Betriebszugehörigkeit und gute Ergebnisse. Positives Feedback spornt an, motiviert aufs Neue, pusht zu weiteren Höchstleistungen.

Mit anderen Worten: Wer mit sich selbst gut umgeht, geht auch mit anderen gut um. Wer sich selbst auf die Schulter klopfen kann, kann dies auch bei anderen tun.

Fazit

Auf den Punkt gebracht:

  1. Eine wache Kommunikation braucht eine hohe Präsenz.
  2. Ohne Ausgaben keine Einnahmen und ohne Einnahmen keine Ausgaben.
  3. Ohne Strategie läuft nur halb so viel.
  4. Gut geplante Baustellen stehen für Erfolg.
  5. Gute Führung fängt bei einem selbst an.

Mit diesen fünf wichtigen Punkten haben Sie Stellschrauben an der Hand, deren Umsetzung sich direkt in messbaren Zahlen widerspiegelt. Deshalb: Drehen Sie gleich mal an Ihrer „Führungsschraube”. Sie werden überrascht sein, wie sich diese Zahnrädchen positiv auf die Kommunikation, die Baustelle und die Liquidität auswirken. Viel Erfolg!